Eine Schamanengeschichte.
Der Schamane war in ihrer Wohnung.
Im Kinderzimmer begrüßte ihn die
dort übliche Unordnung.
Er ging in ihr Zimmer.
Seltsam, dachte
er, ich vermisse sie schon, wenn sie sagt das sie weggeht..
Nun
ging er in ihr Zimmer und setzte sich auf ihr Bett.
Der Schamane lächelte. Er musste
an ihr letztes Gespräch denken.
Feuer und Meditation, dachte er.
Seine Hand wanderte, so als suche sie nach ihrer Wärme,
über das Bettlaken.
Er legte ihr sein Gedicht auf das
Kopfkissen.
mit meinem herzen
mit meinem blut
kyla
rief ich dich
mein herz aus deiner glut
teil deines
nördlichen windes
wasser von deinem wasser
schoss deiner
erde
glied deines frühlings
augen aus deinen sternen
kyla
augen aus deiner sonne
kyla
teil meines herzens
teil
deines herzens
rufe ich dich
Kyla war zu Hause.
und sich mit
Salzwasser gereinigt hatte, nahm sie das Buch der Hexe.
Es
war seltsam still um diese Zeit im Haus. Ich kann nur noch an
ihn denken. Sie war voller Sehnsucht. Kyla legte sich auf den
Fußboden. Die Buchstaben des uralten Buches verschwammen vor Ihren
Augen. Sie dachte an seine Hände.Wollte von ihnen liebkost werden. Dachte an seine Augen, an seinen so sensiblen Mund!
Sie wollte
ihn fühlen, seine warme Stimme an ihrem Ohr hören!
Sie würde
ihn necken, ihn verführen!
Sie wollte ihn ihren Namen rufen
hören, wollte eins sein mit ihm!
Die Sehnsucht machte sie
trunken. Das Zimmer fing an sich um sie zu drehen.
Schneller und
schneller.
Sie sah den Tunnel, flog hindurch ohne Halt,
"L
u m i l l a n" rief sie, dann wusste sie nichts mehr.
"so,
heute ist also dein großer tag", sternenfeuer sah den jungen
krieger neckend an
"zum schamanen wirst du also heute
gemacht werden, sie hätten besser mich ausgewählt!"
"selbst
an solch einem tag willst du mich ärgern?
"warte
sternenfeuer ich kriege dich!"
weißer rabe rannte hinter
der jungen frau her, die haken schlagend wie ein hase vor ihm her
durch das hohe steppengras lief.
heftig schlug ihr herz gegen die
rippen,
"und du kriegst mich nur wenn ich es will,"
dachte sie.
bald schon hatten sie sich von den zelten
entfernt.
die landschaft wurde immer hügeliger,
nach luft
ringend blieb weißer rabe stehen,
gerade eben war sie noch vor
ihm her gelaufen, war um den hügel gebogen, und nun?
sie konnte
sich doch nicht in luft aufgelöst haben.
"sternenfeuer, das
sind kinderspiele!"
"ja wirklich!" sagte ihre
stimme hinter ihm,
ihr langes haar bedeckte die brüste,
nackt
stand sie da.
" wenn sie dich heute schon zum schamanen
machen wollen, so mache ich dich zum mann!"
ein schauer ging
durch seinen muskulösen körper, als sie anfing sich an ihm zu
reiben.
der graue hatte die große herde gesehen.
das
rudel würde die menschen wieder brauchen,
sie hatten schon oft
gemeinsam gejagt.
als sie die geräusche hörten, befahl er den
anderen mit heiserem bellen, zurück zu bleiben.
sternenfeuer und
weißer rabe liebten sich heftig,
es dauerte eine weile, bis die
junge frau den grauen schatten auf einem der gegenüber liegenden
hügeln entdeckte.
"da ist er wieder," flüsterte sie,
"was ?" frage weisser rabe,
"der graue
ist wieder da," sie boxte ihn mit ihren kleinen fäusten,
"aua, was soll das denn jetzt schon wieder? soll doch einer
aus dir schlau werden!" jegliche lust verließ den jungen
krieger als sie weiter machte, "wenn du so kneifst und boxt, wirst
du noch als alte jungfer sterben!"
sternenfeuer lachte hell
auf.
nun erst sah auch er den großen wolf, der wie versteinert
auf dem gegenüberliegendem hügel stand,
"so beeile dich
schon, wir müssen ihm folgen!"
als wenn der wolf jedes der
worte genau verstanden hätte, drehte er sich um und verschwand
hinter dem hügel.
die mamutherde stand fressend und wiederkauend im trockenen buschgras,
nur der leitbulle bewachte
mit hoch erhobenem zottelkopf die herde.
schnaufend zog er die
warme sommerluft durch seine nüstern
kein windchen regte sich.
mira, lee, rufus und lan liefen an seiner seite,
die
anderen wölfe warteten hinter der herde.
alle wussten auf welche
kuh es der graue abgesehen hatte.
sie hatte ein etwas helleres
fell als die anderen und schien noch recht jung zu sein
ihr
rechter hinterlauf lahmte ein wenig.
der bulle wurde unruhig,
es
war so ruhig, zu ruhig.
selbst die vögel hatten aufgehört zu
singen,
da bemerkte er hinter der herde, sich bewegende halme,
er schnaubte wütend.
wer würde es wagen die herde beim
fressen zu stören?
fressen war heilig!
nun hoben alle tiere
ihre großen köpfe,
in diesem moment setzte der lärm ein.
männer schrien und klopften mit stöcken auf hohle baumstämme
panik,
die herde brach nach rechts aus,
darauf hatte der
graue wolf gewartet.
die hellere mammutkuh blieb leicht zurück.
wie angewurzelt blieb sie stehen, als sie die fünf großen wölfe
sah, die sie augenblicklich angriffen,
ihren kopf hin und her
schwenkend stellte sie sich.
sie würde diesen biestern schon das
fürchten beibringen!
der speer mit der scharfen steinspitze
bohrte sich tief in ihre eingeweide,
es tat unglaublich weh!
vor
ihr tauchte ein wolf auf,
mit all ihrer kraft und wut rammte sie
ihn mit ihrem schädel, nahm mira auf ihre hörner und stieß einen
trompetenartigen schrei aus!
die wölfin flog jaulend durch die
luft,
der schmerz in ihrer seite wurde unerträglich,
ihre
hinteräufe knickten ein.
wie von einem blitz gefällt, fiel sie
zur seite.
das rudel umkreiste sie.
warum gab der graue nicht
das zeichen ?
zögernd wichen die wölfe den kriegern aus.
"jetzt
sind wir an der reihe!" rief nague, der häuptling der krieger,
"töte die verletzte kuh weißer rabe, es ist dein tag
erweise ihr die
ehre!"
zögernd trat der junge krieger nach vorne,
er
sah wie blut schwallweise aus der großen wunde floss.
immer
wieder wollte die mamutkuh aufstehen, jedoch gelang es ihr nicht.
sie bemerkte den menschen mit dem langen speer,
ihr körper
glich einem meer der schmerzen,
langsam hob sie ihren kopf.
"sie
sieht mich an," dachte der junge krieger,
"solche augen
habe ich noch nie gesehen
sie sind so eigenartig schön!"
ein murren ging durch die reihen der krieger.
"nun mach
es doch endlich!" war zu hören,
"lasse sie nicht
länger leiden!"
aber er konnte nicht.
wie ein
großer, grauer schatten, flog der graue wolf der kuh an die kehle,
sein biss brach sie auf,
sie schüttelte blutüberströmt
ihren großen, schönen kopf hin und her,
jedoch der wolf ließ
nicht los.
hin und her wurdeder wolf geschleudert .
"du
stinkendes ding hast meine gefährtin getötet," schrie der wolf
im letzten moment ließ er los.
hart krachte er mit der
schulter auf den boden .
weißer rabe ging ohne ein wort zu sagen durch die
reihen der wartenden krieger.
"du feigling!" sagte
silberner bär und spuckte vor ihm aus,
so als wenn er ihn nicht gesehen, nicht gehöt hatte, ging weißer rabe weiter.
ein
krieger wollte sich ihm in den weg stellen,
"lasst ihn
gehen!" hörten nun alle den häuptling sagen,
weißer rabe
stolperte auf das lager zu.
"wo willst du hin,
weißer rabe?"
soeben hatte der junge krieger seine
habseligkeiten verstaut und wollte sich auf den weg machen,
mit
geballten fäusten in den hüften, versperrte sternenfeuer ihm den
weg!
"ich folge meiner inneren stimme" antwortete
weißer rabe,
"gut" meinte die junge frau, "dann
folge ich ihr auch!
was ist, willst du nicht gehen?"
sternenfeuer lief neben ihm her,
"so bleibe doch
sternenfeuer,
ich muss den stamm verlassen,
ich habe es in
den sterbenden augen des mammuts gelesen."
"augen hin,
augen her!"
"ich glaube du hast fieber,
so einen
kindskopf wie dich kann man doch nicht alleine lassen!"
weißer
rabe blieb stehen und sah sternenfeuer traurig an,
dann sagte er
" auch in meinem herzen ist die liebe für sternenfeuer erblüht,
dennoch muss ich ohne dich gehen!"
"ich kann viel
besser als du in die zukunft sehen!" fast schrie sie.
"ich
weiß sternenfeuer,
deswegen mußt du auch bei unserem stamm
bleiben!" antwortete weißer rabe mit sanfter stimme.
"siehst
du es denn nicht auch weißer rabe?"
"dort wo du
hingehst wartet etwas schreckliches auf dich,
es kann dich das
leben kosten!"
die letzten worte brachte sie nur noch
flüsternd hervor,
"ich will dich nicht verlieren!"
tränen strömten über ihr gesicht.
lange zeit sagten beide
kein wort, standen nur da und sahen sich an.
dann ging er.
mit
weit ausgestreckten händen stand sie da,
er drehte sich nicht
mehr zu ihr um.
aus tränen der traurigkeit wurden tränen der
wut,
"krieger!"schrie sie hinter ihm her "sind
trotziger als kleine kinder,
du aber bist auch noch dumm dazu!"
denken aber tat sie,
"und ich werde dich nicht in dein
unglück rennen lassen,
denn das deine wäre auch das meine."
mit hoch erhobenem kopf, ging sie zurück .
ihre großmutter,
die eine seherin war, wartete auf sie.
die
mamutjäger hatten das große tier gehäutet und zerlegt,
ein
ekliger gestank lag in der luft.
sie nahmen sich nur die stücke
fleisch mit, die sie auch tragen konnten,
ein festmahl blieb für
die wölfe übrig.
als die krieger fort waren, stürzte sich die
meute auf das fleisch.
der graue fraß nicht.
er lag,
den großen kopf auf sein pfoten gestützt, neben seiner toten
gefährtin,
seine schulter schmerzte, aber noch tiefer war der
schmerz in seiner seele.
er rückte ein wenig näher an mira
heran,
es sah so aus, als wolle er sie ein letztes mal wärmen,
die nacht kam und mondin erschien am himmel.
der graue setzte
sich auf und heulte,
es lag solch ein verzweifeltes klagen in
seinem wolfsgesang, daß die tiere rings umher irritiert ihre köpfe
hoben.
die stille aber zwischen seinen klagelauten, legte sich
wie ein leichentuch über die erde,
bedeckte alsbald die steppe
und die wölfe,
bedeckte das tote mamut,
und legte sich als
milchig- weiße feuchtigkeit über das tal.
Kyla erwachte.
Sie lag auf dem Boden ihres Schlafzimmers.
Die Kerze vor ihrem
Rechner war fast abgebrannt.
Langsam nur erfasste sie wo sie
war.
"Es ist wie bei t-online", dachte sie,
"immer
wenn es so richtig zum weinen schön ist", bricht die Verbindung
zusammen.
Ich hasse t-online!"
Jedoch die Realität ihres
Traumes hielt sie immer noch in ihrem Bann.
"Sternenfeuer",
dachte sie,
"ich hätte mir einen anderen Namen gegeben!"
Nun erst sah sie das Büchlein der Hexe, welches aufgeschlagen
neben ihr lag.
Was stand da geschrieben?
So finde sich
das Kleine im Großen und das Große im Kleinen,
und
Vergangenes mische sich im Gegenwärtigem.
"Wie die Hexe dies
wohl gemeint haben mochte?" dachte Kyla.
Sie stand auf und
machte das Licht an.
Neugierig geworden blätterte sie weiter in
dem Büchlein.
"Was für eine kleine, altmodische Schrift;
wie gut erhalten dieses Büchlein war.
"Zauber", las
sie.
Da gab es Zauber für und gegen alles mögliche.
"Trinkzauber, wenn Schuldgefühle oder Reue dich plagen".
Sie musste wieder an das Wochenende denken, welches für sie
alles andere als schön gewesen war.
Aufmerksam fing sie an zu
lesen.
bilde den magischen kreis aus reiner energie liebe
schwester
setze dich mit dem gesicht in richtung norden
entzünde
eine weiße und eine schwarze kerze
nehme einen becher mit klarem
wasser und eine pflanze deren wurzeln mit erde bedeckt sind
stelle
alles vor dich hin
versuche jetzt an die negativen dinge, die du
über dich empfindest, zu denken
versuche mit dir selbst darüber
zu sprechen
wenn es dir nicht gelingen sollte, denke daran ich
bin bei dir
sprich mit mir, deiner schwester
gestehe dir
deine schuld ein, aber auch warum du so gehandelt hast
lasse
deine gefühle zu
egal ob es traurigkeit ist oder ein anderes
gefühl
verwandle diese gefühle in energie
lasse nun diese
energie in deinen becher mit wasser fließen
konzentriere dich
auf dein tun
nun hauche auf das wasser
beschwöre die kraft
stelle dir vor, ich wäre bei dir, in diesem zimmer hier
siehst
du mich vor dir stehen, mit meinen langen, schwarzen haaren?
schau
mich an
beobachte wie ich etwas älter werde
beobachte wie
mein antlitz mütterliche züge erhält
reiche mir nun deine
hände, meine tochter,
höre auf meine worte
in dir tochter,
ist die mutter aller dinge, ebenso wie in mir
ihre liebe ergießt
sich über die erde
sie trinkt uns in vollkommener liebe
darum
sei rein, sei heil, sei gewandelt
gieße jetzt das wasser auf die
pflanze
es kann geschehen das sie daran sterben wird
fühle
wie dein schuldgefühl aus dir herausgezogen wird
fühle es meine
tochter
fülle nun den becher mit rotwein oder milch
beschwöre
noch mehr kraft herbei
denke dabei an dich, so wie du gerne sein
möchtest
frei von schuld, frei von kummer und sorgen
lade
nun den becher mit stärke und kraft
reiche mir deine hände
höre auf meine worte
dies ist der becher der urmutter
dies
ist ihr becher
dies ist dein und mein becher
trinke nun den
wein des lebens meine tochter
fühle dich nun von stärke erfüllt
fühle wie du dich wandelst
erde dich nun
gebe alle
überflüssige energie wie ein baum an die erde unter dir ab
öffne
den magischen kreis
Kylas Herz klopfte heftig.
"Erde
dich!" hörte sie eine laute Stimme sagen.
Und sie tat wie
ihr geheißen.
Langsam wurde sie ruhiger.
Nun erst bemerkte
sie, wie müde sie war.
die höhle ging tief in den berg
hinein.
weißer rabe wusste, dass manchmal bären hier ihren
winterschlaf hielten.
dennoch verspürte er keine angst.
der
geist seiner väter hatte ihn hierher geführt,
die allmächtige
kraft würde ihn schützen!
weißer rabe strich über das
amulett, welches er als kind von seinem urgroßvater bekommen hatte,
"hüte dich es im bösen zu benützen!"
wieder
hörte er die worte des alten mannes,
es wurde dunkel.
weißer
rabe entzündete ein feuer vor dem eingang der höhle,
das feuer
würde ihn in der nacht vor den wilden kreaturen schützen.
er
setzte sich nieder, entnahm seinem lederbeutel trockenfleisch und
met.
"ach sternenfeuer", dachte er und plötzlich
erfasste ihn eine große sehnsucht
"sie wird mit ihrer gabe
den stamm behüten und schützen!"
er fühlte es, eines
tages würden sie sich wieder sehen.
lange zeit sah er den
flammen zu,
als die zeit gekommen war, nahm er die kleinen
getrockneten pilze aus seinem beutel
auf einem großen, glatten
stein, zerstampfte er sie zu einem grauen pulver
dazu sprach der
die heiligen worte,
"grosser weltengeist, schöpfer und
vater aller dinge,
der du uns den weg zeigst,
aus erde
gemachter mutterleib, sonne und sternenlicht,
oh du göttliche,
gebe uns die kraft die dinge zu tun
mondin !
ich, weißer rabe
aus dem stamme der mamutjäger,
die, die das feuer gefunden
haben,
bete zu euch
nehmt mich an!"
er vermischte
das pulver mit dem met,
nun überkam ihn doch große angst.
das berauschende gift in
seiner hand zitterte,
mit beiden
händen hielt er den becher,
dann führte er ihn zu seine lippen und trank.
langsam wurde er ruhiger und die flammen immer größer.
"innen wird außen und ich werde eins sein!"
langsam
senkte sich seine gestalt zur seite,
so lag weißer rabe am
eingang der höhle.
lange danach, wenn das schützende feuer schon aus gegangen wäre,
würde er immer noch dort liegen.
sein
geistwesen aber würde die welt seiner väte betreten,
die welt der mythen
und legenden,
die welt der schatten und götter,
die reise begann.
ein schatten folgte ihm,
"wie seltsam", dachte weißer
rab ". ein großer wolf trat aus dem schatten!
"rufus",
bellte der graue,
"du wirst für einige tage der rudelführer
sein!"
unterwürfig sah rufus zu boden.
"verlasse
uns nicht", antwortete er
"du kannst sie nicht wieder
lebendig machen,
es ist mondins wille der geschehen ist!"
ein knurren kam aus der kehle des großen grauen,
erschrocken
trat rufus einen wenig zurück.
"tue was ich dir sage
rufus!"
"ich bin bald wieder zurück."
der
graue sah die trauer in den augen seines gefährten.
diesmal ging
rufus nicht zurück.
der graue aber stieß nun seine nase gegen
rufu`s maul ,
"es ist nicht wie du denkst rufus!"
sein
bellen hörte sich heiser an,
bald schon verschwand der graue im
nebel, der sich nur langsam auflöste.
"gegen osten",
dachte er "der morgensonne entgegen!"
es tat gut zu
laufen, es tat so gut!
immer schneller lief er und vergaß für
eine weile seinen schmerz .
" du darfst ihn jetzt
nicht stören!"
sagte kilara, die alte seherin des stammes
eindringlich zu ihrer enkelin.
"in dir ist genau so viel
trotz und wut wie in deinem grossvater."
"aber ich
mache mir doch sorgen um den weißen raben, großmutter!"
"so
sehr hast du ihn in dein herz geschossen?"
"dein platz
ist hier sternenfeuer,
ich bin schon alt,
vertraue auf die
grosse göttin ,
sie hat deinem jungen freund einen begleiter mit
auf seinen schweren weg gegeben
sorge dich also nicht."
"ach großmutter!"
sternenfeuer drückte der alten
frau einen kuss auf die stirn.
"geh spazieren meine
tochter,"
der wind bringt dir andere gedanken."
aber
draußen war kein wind,
sternenfeuer ging zum fluss hinunter,
dort kannte sie einen platz, der nur ihr gehörte.
sie setzte
sich und ließ ihre füße im wasser baumeln.
langsam kamen die
sterne hervor und bedeckten den himmel.
"göttin, so
gebe mir doch ein zeichen," dachte sie.
als der nebel kam,
ging sie wieder zurück.
jedoch traurigkeit war in ihrem herzen.
in dieser nacht wälzte sternenfeuer sich unruhig hin und her,
am morgen dachte sie, wie sie es von ihrer großmutter gelernt
hatte,
über ihre träume nach .
wieder ging sie zum fluss um
sich zu waschen,
es war ein seltsamer traum!
Sie
war in einem Raum, einen Raum wie sie noch nie einen gesehen hatte.
Da gab es eine eigenartige Schlafstätte.
Mitten drin hatte
sie gelegen.
Weiße Federn waren in den Decken eingenäht.
Viele
Vierecke standen in dem Raum.
Und eine Feuerstelle vor einem
Glitzerding welches ihr Angst machte.
Nein, eine Feuerstelle war
das nicht.
Denn das Feuer war nur so groß wie ihr Daumen.
Und
eigenartige Kleidung hatte sie getragen.
"Bin ich jetzt
tot?" hatte sie gedacht .
sternenfeuer folgte
ihren gedanken,
sie sah den wolf nicht, der sie schon eine weile
beobachtete.
das kalte wasser des flusses wusch auch ihren traum
von ihr.
nun erst sah sie den wolf.
reglos stand das tier da
und schaute zu ihr hinunter,
"nun grauer", sprach sie
ihn an,
"schon wieder eine herde?"
"wir haben
genug fleisch,
suche dir einen anderen stamm!"
immer
noch aufmerksam, beobachte sie der wolf .
"was ist denn los
mit dir, dass ich für dich so interessant bin?"
der wolf
stieß ein eigenartiges geräusch aus.
dann lief er drei schritte
nach vorne und wieder zurück.
dabei beobachtete er sie genau,
wieder und wieder tat er das gleiche,
sternenfeuer wurde
neugierig.
"du bist mir ein eigenartiges tier", sagte
sie,
"soll ich dir folgen?"
voller anspannung sah
der wolf sie an.
hastig zog sie sich die kleidung über,
der
wolf lief ein stück vor
und dann wartete er,
"nicht so
schnell grauer!" keuchte sie.
bald schon hatten sie sich
weit vom lager entfernt,
sie liefen jetzt durch einen kleinen
wald.
apprupt blieb der graue stehen.
"dort?"
fragte sternenfeuer erwartungsvoll und zeigte auf ein gut verstecktes
erdloch.
der wolf verschwand im eingang,
"wenn du
glaubst, dass ich da hinter dir her krieche?" dachte
sternenfeuer.
"was war das?"
sie hörte ein jaulen
und junken.
der wolf kam aus der höhle und hatte etwas weißes
im maul,
er legte ein weißes fellbündelchen vor ihre füße,
als sie sich zu schnell bückte, entrann ein tiefes knurren
seiner brust,
"ist doch gut grauer!" sagte sie
beruhigend,
aber das herz schlug ihr bis zum hals.
"sieh
her, meine hände,
darf ich, darf ich es anfassen?"
der
wolf beobachtete sie genau.
"ein weißes wolfsbaby!"
dachte sie erstaunt,
vorsichtig und gut sichtbar für den wolf
nahm sie es in die hände und streichelte es.
wieder verschwand
der graue in der höhle,
diesmal legte er ihr ein graues wolfskind
vor die füße.
"sind das jetzt alle?" fragte
sternenfeuer den wolf .
jetzt mußte sie an die berichte der
krieger denken,
einer der wölfe war umgekommen!
"wo ist
den die mutter der kleinen ?"fragte sie den wolf.
dieser sah
ihr in die augen,
ein schaudern zog ihren rücken hoch,
"ist
sie, ist sie tot?"
irgendwie wusste sie die antwort und der
wolf wusste, dass sie es wusste.
ohne einen laut von sich zu
geben, lief er davon.
"wo willst du hin?" rief
sternenfeuer hinter ihm her,
aber von dem großen grauen wolf war nichts mehr zu sehen.
"ich werde auf deine kinder achten
wolf!" rief sie hinter ihm her.
sie wickelte die wolfskinder
in ihren wollrock,
dann machte sie sich auf den weg zurück ins
lager .
der wolf lief, so schnell er konnte.
"gefahr,
gefahr" , flüsterte es von allen seiten .
aber wo lauerte
die gefahr?
er rannte auf die berge zu,
er mochte diese
gegend nicht,
"gefahr, gefahr"
der
tiger beobachtete den zur seite gefallenen körper des kriegers.
er
roch das verkohlte feuer.
der geruch hielt ihn zurück.
"feuer
stinkt, angst!" dachte er.
"hunger, fressen!"
immer näher kam er dem mann.
"blut trinken, warmes
blut, solches blut wie dort!"
er wurde immer gieriger!
"heiße eingeweide aufreißen, zerfetzen!"
nicht
mehr lange würde ihn der geruch zurückhalten können.
der
säbelzahntiger hatte einen weiten weg hinter sich,
er kam aus
dem hohen norden.
dort wurde es immer kälter.
ein großes
tiersterben hatte dort wo er her kam begonnen.
tag für tag gab es immer weniger beute, nur
noch leichen,
seit tagen ernährte er sich von ratten.
"hunger, töten" ,dachte er.
geduckt schlich er
sich an,
plötzlich hörte der tiger über sich auf dem berg ein
knurren
"lass es gestreifter!"sagte der wolf,
"dieser
da gehört zu meinem rudel!"
der tiger sah nach oben,
"willst du dich mit mir messen, wölflein?" fauchte er,
dabei sah er aus, als wenn er grinsen würde.
"willst du
für einen zweibein sterben?"
fauchen und knurren drang in
den traum des schamanen,
unruhig wälzte er sich hin und her.
"ich traue keinem stinkenden coyotenwolf,
willst ihn gar
selber ausweiden,
willst selber sein herzblut lecken?"
"bleib stehen du gestreiftes ungetüm!"
"wirst
mich nicht hindern wölflein!"
der graue wolf griff den
tiger an und sprang ihm auf den rücken,
verdutzt drehte sich der
tiger zur seite und schlug mit seiner pranke in die luft.
"schnell
wölflein, sehr schnell!" fauchte er "nehme abschied, ich
bin dein tod!"
ein wilder kampf entbrannte.
immer wieder
versuchte der graue an die kehle des tigers zu springen,
jedoch der tiger hatte damit gerechnet.
blitzschnell stieß er
vor, und einer seiner langen zähne bohrte sich durch die verletzte
schulter des wolfes,
blind vor wut biss der wolf um sich
die
riesige pranke des tigers traf ihn und warf ihn gegen die felswand.
es wurde dunkel um ihn.
der tiger wollte sich mit einem
riesigen satz auf weißen raben werfen,
im letzten moment sah er
den hoch stehenden speer.
das gewaltige tier durchborte sich
selbst.
sein schrei ließ die felswand erzittern!
und noch
jemand lag zitternd unter der gewaltigen last der riesigen bestie,
die ihn zu erdrücken versuchte.
mühsam befreite sich weißer
rabe.
immer wieder untersuchte er seinen körper,
es war
ihm nichts geschehen.
es ging alles so schnell,
immer noch in
trance griff er nach seinem speer,
er sah wenige meter entfernt den zerschmetterten
körper des wolfes liegen.
weißer rabe untersuchte den grauen.
"leben für leben" sagte er zu dem toten wolf ,"du
hast für das meine mit dem deinigen bezahlt!"
immer wieder
streichelte er über den großen kopf des toten wolfs,
tränen
rannen über sein gesich, als er die ins leere blickenden augen
schloss.
er stand auf und richtete arme und hände ausgebreitet
gegen den himmel,
"von nun an will ich seinen namen tragen!"
sagte er mit lauter stimme und die berge antworteten ihm !
"ich
bin grauer wolf aus dem stamme der mamutjäger!"
"geister
der erde,
geister des himmels,
geister des feuers und der
luft,
nehmet die seele meines bruders gnädig an,
ich grauer
wolf, ich der schamane, habe gesprochen!"
der neue
schamane trug den toten wolf,
es dauerte lange bis das er mit
seiner last oben auf dem berg stand.
sachte legte er den wolf ab,
und fing an ein gestell aus holz zu bauen.
nachdem er es
errichtet hatte, sammelte er reisig und zweige und legte sie unter
das totenbett des wolfes.
dann nahm er den wolf und legte ihn,
mit dem kopf in richtung osten, auf seine letzte ruhestätte.
er
machte die heiligen zeichen und fühlte, wie ein großer friede ihn
überkam.
er entzündete das feuer.
"ich werde für dich
tanzen grauer!" schrie er in das prasseln des feuers.
singend,
schreiend und tanzend entledigte er sich seiner trauer,
und es
war ihm, als würde etwas in ihn eintreten,
und es war ihm so,
als würde sich die verborgene türe hinter seinem herzen öffnen,
der wolf war nun bei seinen ahnen und ein unendliches
glücksgefühl durchstömte ihn.
"ich bin der graue wolf
!"schrie er in den wind,
"ich bin der schamane und der
bruder des wolfes!"
er tanzte bis zum abend.
am nächsten
morgen erwachte er zitternd neben dem aschehaufen.
er kletterte
nach unten.
es dauerte bis zum nachmittag, bis das er dem tiger
das fell abgezogen hatte,
danach bedankte er sich bei ihm und
bedeckte den kadaver mit steinen.
nachdem er gebetet hatte,
schnürte er sich das fell auf den rücken und machte sich an den
abstieg.
aber das fell war sehr schwer und er ohne kraft, so das
er viele pausen einlegen musste.
unterwegs dachte er an die
vision, die er gehabt hatte.
und plötzlich wusste er, dass es
richtig war!
er würde seinem volk die botschaft überbringen!
der tag war noch jung, als sternenfeuer erwachte.
ruckartig setzte sie sich auf,
zwei kleine fellbällchen
purzelten von ihr herunter,
sie gähnten und japsten.
"dann
will ich mich einmal um euer frühstück kümmern," sagte sie zu
den welpen.
sternenfeuer ging zur pferdekoppel um die milch für
die jungen zu holen,
da sah sie einen alten mann mit einer großen
last auf dem rücken auf das lager zugestolpert kommen.
er kam
ihr seltsam bekannt vor.
"weißer rabe ?" schrie sie
und ließ die milch fallen.
"habt ihr schon
gehört?" weißer rabe ist wieder da,
er soll einen
säbelzahntieger getötet haben!"
die kunde von seiner
rückkehr verbreitete sich schnell im lager,
viele neugierige
gingen im laufe des tages an seinem zelt vorbei, und richtig, auf
pflöcken ausgebreitet, trocknete da ein riesiges gestreiftes fell in
der sonne.
staunend betrachteten die menschen das fell.
der
schamane aber schlief.
als der abend kam,
versammelten sich männer, frauen und kinder auf der wiese vor der
zeltstadt.
ein großes feuer wurde entzündet.
der häupling
der mamutjäger stand auf und begrüßte den stamm.
nachdem er
das laut und ausgiebig getan hatte,
und einige ihm mit ihrem
lachen gedankt hatten, sagte er:
"mamutjäger,
ihr wist
das weißer rabe auszog um schamane zu werden,
heute in der frühe
ist er zurückgekehrt und hat euch eine wichtige botschaft
mitgebracht!
weißer rabe hat mich um dieses stammestreffen
gebeten,
also, weißer rabe, erhebe dich und sprich!"
grauer wolf stand auf und ein raunen ging durch die menge.
älter
geworden, schien er.
auch sein gang hatte sich verändert.
mit
stolz erhobenem kopf trat grauer wolf neben den häuptling der
mamutjäger,
"danke vater!" sagte er und seine stimme
klang ruhig und tief.
nun sah er jeden der vor ihm sitzenden an,
und manch einer senkte seinen blick zu boden.
"danke auch
euch!" er breitete seine arme aus und fing an zu erzählen.
mit
leuchtenden augen saß sternenfeuer vor seinen füßen.
"die
mächte der geisterwelt gaben mir ein schutztier an meine seite!
ein
grauer wolf rettete mein leben, in dem er das seine opferte,
er
rettete mein leben, so wie er unser aller leben rettete!
ihm zu
ehren legte ich meinen geburtsnamen ab,
von nun an nenne mich
jeder bei seinem namen!
ich bin der graue wolf!"
seine
stimme klang wie geschliffener kristall
einigen zog sich eine
gänsehaut den rücken hoch.
"ich sah in eine zukunft, die
voller tot und kälte war,
ich sah eismassen und schnee,
ich
sah ewigen winter,
und ich sah uns,
die vom stamme der
mamutjäger,
sah wie einige von uns im eisigen wind starben,
aber sah auch die von den göttern für uns bestimmte aufgabe!"
da ging ein raunen durch die menge.
"unserere aufgabe
wird es sein,
diesen ort des friedens, der guten beute und der
fetten weiden, zu verlassen,
und wir müssen bald aufbrechen,
wir werden unser feuer an andere stämme weitergeben,
wir
werden nach süden ziehen,
denn hier wartet nur hunger, elend und
tod!"
nun stand schwarzer adler auf, und bat sprechen zu dürfen.
er sagte:
"wir hörten die worte eines
klageweibes,
wir hörten die worte eines feiglings,
wer will
schon solche worte hören?"
die menge wurde unruhig.
"ja!"
war zu hören "schwarzer adler hat recht!"
"er
konnte das mamut nicht töten!"
mühsam stand nun die alte
seherin des stammes auf,
die menschen starrten gebannt auf die
alte frau.
"so hört meine stimme ihr vom volk der mamutjäger!"
sagte sie mit starker stimme,
eine stimme, die man ihrem
ausgemergelten körper nicht zugetraut hätte,
"schwarzer
adler ist ein junger, wütender krieger
und warum?" gekonnt
legte sie eine pause ein.
es knisterte vor spannung.
"weil
er eifersüchtig ist,
grauer wolf brachte ein fell mit,
und
ihr alle habt es gesehen
und ihr habt auch das blut gesehen,
wer
redet hier von einem feigling?"
wieder legte sie eine kleine
pause ein.
"so viele jahre bin ich schon eure seherin,
ich
hörte und sah die zeichen lange schon vor grauem wolf,
die
herden wurden immer kleiner,
die sommer kürzer und kälter!"
sie hob ihre stimme.
"ich sah tot unter uns wandeln und wusste
nicht was es zu bedeuten hatte!"
die menschen wirkten
betroffen.
"es wird ein winter kommen, wie wir noch keinen
erlebt haben,
es wird kein fleisch mehr geben, denn ein großes
sterben wird beginnen!"
mühsam ging sie auf den grauen wolf
zu.
"ich sah einen wolf gehen und ich sah einen wolf
kommen!"
"hört auf den neuen schamanen!
grauer
wolf ist zwei seelen,
grauer wolf soll unser volk führen!"
sie ließ sich auf den knien nieder, jedoch grauer wolf hielt sie
auf ,
die alte seherin sah ihn zwinkernd an, dann flüsterte sie,
"nun, war ich gut?"
"hört nicht auf die
alte!" rief schwarzer adler.
"dies hier ist ein guter
platz!"
"es war ein guter platz" antwortete grauer
wolf mit ruhiger und klarer stimme.
"bleibt ihr, so wird er
der tod für euch sein!"
nun trat der häuptling auf grauer
wolf zu,
er legte ihm seine hände auf die schultern und sah ihm
in die augen.
grauer wolf begenete seinem blick,
lange sahen
sie sich so an,
der häuptling löste sich von grauem wolf und
senkte seine arme,
"führe uns schamane!" sagte er.
"wer will, mag bleiben!"
"wir werden
morgen unsere zelte abbrechen!"
und so, als wenn die geister
auch noch etwas dazu zu sagen gehabt hätten, setzte plötzlich ein
wind ein,
ein wind der im laufe der nacht immer kälter wurde,
ein wind, der die menschen in ihren zelten näher zusammenrücken
ließ,
er rüttelte und schüttelte an ästen und zweigen,
er
heulte um die zelte, so als wolle er den sternen sein leid klagen,
und mit sich trug er die ersten weißen flocken.
"ist
in deinem zelt noch etwas platz für uns, schamane?"
"für
uns?"antwortete grauer wolf
sternenfeuer schien etwas in
ihren rock gewickelt zu haben,
grauer wolf hob sein schlaffell
an,
"ich habe schon auf dich gewartet sternenfeuer"
auffordernd sah er sie an,
"ich werde aus ihr nicht
schlau!"dachte er,
"sie lacht schon wieder so, als
würde sie etwas im schilde führen?"
"hier, euer
papi!" sagte sie grinsend, und legte die wolfsjungen neben den körper des schamanen!
Lumillan schloss das
Pentagramm des Südens.
Er setzte sich zu der auf dem Bett
schlafenden Kyla.
Sanft strich er ihr über´s Haar.
"Träume
weiter Sternenfeuer, oder wie du damals auch geheißen haben magst."
"In so vielen Leben trafen wir uns schon.
Träume und
erkenne.
Erlerne Wissen weil du es fühlst."
Als er
auf die Strasse trat, schneite es.
"Der Wolf ist nicht tot!"
dachte er.
"Denn nichts Lebendige auf dieser Welt stirbt
wirklich."
Als der Wind kam, breitete er seine Arme aus und
ließ sich treiben.
"Nachhause" sang es in ihm und der
Wind trug ihn in das Nichts zwischen seine Gedanken.